08.12.2023
Maestras. Malerinnen 1500-1900
25.02.-16.06.2024, Arp Museum Bahnhof Rolandseck in Kooperation mit dem Museo Nacional Thyssen-Bornemisza, Madrid
„Maestras" schlägt einen Bogen vom Mittelalter bis in die Anfänge der Moderne – und ist damit eine der ersten europäischen Schauen, die einen epochenübergreifenden Überblick über den vielfältigen Beitrag der Frauen zur Geschichte der Malerei liefert. Die Ausstellung ist vom Museo Nacional ThyssenBornemisza konzipiert worden und wird von einem Forschungsprojekt der Universitätsprofessorin Rocio de la Villa begleitet. Für das Arp Museum wurde die Ausstellung erweitert und adaptiert. Frühe Werke von Malerinnen wurden ergänzt und zugleich der Dialog mit der Sammlung Rau für Unicef intensiviert, da diese auffallend viele Malerinnen würdigt.
"Maestras" schlägt einen Bogen vom Mittelalter bis in die Anfänge der Moderne – und ist damit eine der ersten europäischen Schauen, die einen epochenübergreifenden Überblick über den vielfältigen Beitrag der Frauen zur Geschichte der Malerei liefert – von der Handschriften-Illuminatorin aus dem 12. Jahrhundert, über die in der Werkstatt ihres Vaters aktive Barockmalerin, die weiblichen Kunststars der Aufklärung bis zu den bahnbrechenden Wegbereiterinnen der Moderne im 19. und frühen 20. Jahrhundert. In allen Zeiten waren Frauen künstlerisch tätig, es ist die Geschichtsschreibung, die in der Ausstellung befragt wird.
Wie waren die Arbeitsbedingungen für die Künstlerinnen der Vergangenheit? Gab es bestimmte ihnen zugewiesene „klassische“ Aufgabenfelder? Ab wann konnten sie sich eigenständig kreativ entwickeln? Diesen und noch mehr Fragen möchte unsere Ausstellung auf den Grund gehen.
Die Ausstellung gliedert sich in fünf Bereiche:
1. Zwischen Licht und Schatten, 1200–1800
Bereits in den Nonnenklöstern des Mittelalters arbeiteten hochspezialisiete Buchmalerinnen und Autorinnen wie Gisela von Kerssenbrock oder Hildegard von Bingen, die visionäre Bildwelten schufen, die ihresgleichen suchen. In der klassischen Kunstgeschichtsforschung wurde die Vielzahl der Nonnenmalerinnen gerne despektierlich der Volkskunst zugeordnet.
Diese Kategorisierung lässt sich nicht qualitativ begründen, da sie in nichts ihren männlichen Kollegen nachstanden. Selbstbewußt signierten sie ihre Werke und erschienen oftmals in Augenhöhe zum religiösen Geschehen ihrer Illustrationen im Porträt.
2. Vive l’Esprit – Ein Hauch von Freiheit
Die Ideen- und Karriereschmiede der Auflärung des 18. Jahrhunderts waren die Salons, regiert von einflussreichen meist adeligen Mäzenatinnen an ihrer Spitze. In ihrem Dunstkreis machte sich – insbesondere für Frauen und Künstlerinnen – eine Kultur der Freiheit breit. Angelika Kaufmann, Élisabeth Vigée Le Brun oder deren Schülerin Marie-Victoire Lemoine agierten beruflich unabhängig und familär ungebunden auf der internationalen Bühne. Sie entwickelten sich zu umworbenen Kunstschaffenden ihrer Zeit, denen im Fall von Vigée Le Brun sogar ein Platz in der begehrten Kunstakademie sicher war.
3. Naturforscherinnen
Die Feinmalerei der Stillleben stellte im 17. und frühen 18. Jahrhundert ein spezielles Aufgabengebiet für jene Künstlerinnen dar, die sich naturwissenschaftlich für Flora und Fauna begeisterten wie die mittelalterlichen Nonnenmalerinnen vor ihnen. Maria Sibylla Merian erlangte durch ihre Forschungen und eindrucksvollen Naturstudien Berühmtheit und Rachel Ruysch erzielte mit ihren Blumendarstellungen höchste Preise auf dem internationalen Markt. Als erste Frau wurde sie 1701 in die Malergilde von Den Haag aufgenommen.
4. Von Rollen und Klischees
In Romantik, Biedermeier und Historismus sind die Freiheiten der Aufklärung vergessen, findet weibliche Kreativität lediglich enge Spielräume innerhalb traditioneller Rollenklischees. Von den Akademien verbannt, entwickeln sich junge Künstlerinnen nurmehr in privaten Kunstschulen, die ihrem Schaffen Grenzen setzen. Es sind die klassischen Aufgabenfelder meist bürgerlicher Frauen, die im Fokus von Berthe Morisot, Mary Cassatt u. a. stehen: Mutterliebe und Hausarbeit bestimmen großflächig die Leinwand.
5. Moderne und Avantgarde
Erst das frühe 20. Jahrhundert führt zu einer endgültigen Befreiung der Kunst aus ihren engen geschlechtsspezifischen Grenzen. Von nun an rückt die künstlerische Innovationsleistung in den Vordergrund, die weniger geschlechtlich gebunden ist, sich zugleich auch von Form, Gegenstand und Genregrenzen löst. Mit der Geschichte der Abstraktion im 20. Jahrhundert beginnt eine Neuordnung der Kunstgeschichte.
Maestras. Malerinnen 1500-1900
arp museum Bahnhof Rolandseck
25.02.-16.06.2024
Presserundgang am Freitag, den 23.02.2024 um 11:00 Uhr
Mehr dazu unter: Maestras. Malerinnen 1500-1900