18.04.2024
Kiki Smith, Verwobene Welten / Woven Worlds
Ausstellung im Arp Museum / Bahnhof Rolandseck, 21.04.-20.10.2024
Unter dem Titel "Verwobene Welten" zeigt das Arp Museum / Bahnhof Rolandseck vom 21. April bis zum 20. Oktober 54 Arbeiten, darunter Skulpturen, Zeichnungen und Tapisserien, der amerikanischen Künstlerin Kiki Smith.
Die US-amerikanische Künstlerin Kiki Smith (*1954) gehört zu den einflussreichsten feministischen Künstlerinnen ihrer Generation und ist seit den 1980er Jahren eine wichtige Stimme im internationalen Kunstbetrieb.
Die in enger Zusammenarbeit mit der Künstlerin entwickelte Schau vereint rund 60 Werke, im Zentrum stehen ihre großformatigen, gewebten Wandteppiche. Deren Bildfolgen zeigen Pflanzen und Tiere, Gestirne und Gewässer sowie Adam und Eva als biblische Urfiguren, die in einer aus der Schöpfungsgeschichte gespeisten Erzählung miteinander verwoben sind. Die eindrucksvoll gestalteten farbigen Tapisserien – teils mit Silberfäden durchwirkt, handbemalt und mit Blattgold versehen – vereinen überzeitlich Gültiges mit unserer unmittelbaren Gegenwart in einer großen Eindringlichkeit und poetischen Klarheit.
Ergänzend sind Skulpturen, klein- und großformatige Zeichnungen, Kupfertiefdrucke, Fotografien und Collagen zu sehen, die den komplexen Entstehungsprozess der schöpferischen Welt der Künstlerin zeigen.
Der Presserundgang findet am Freitag, den 19. April, um 11:00 Uhr statt. Die Künstlerin wird anwesend sein.
„ … Ich denke, wir haben sicherlich enorm viel Veränderung in der Umwelt erlebt, und es gibt Anzeichen für noch größere Veränderungen. Es ist für uns ein großer Verlust: Wir sind mit der Natur aufs Engste verflochten. Wir sind ein Teil der Natur, und unsere Identität ist eng verbunden mit unserer Beziehung zu unserer natürlichen Umgebung und zu Tieren. Ich schaffe Bilder für Dinge, die meiner Ansicht nach Aufmerksamkeit verdienen. Das ist eine leisere Art.“ Kiki Smith, 2014
Langtext:
Das Arp Museum präsentiert die US-amerikanische Künstlerin Kiki Smith (*1954 in Nürnberg). In ihren bildhauerischen, zeichnerischen, druckgrafischen und textilen Werken setzt sie sich tiefgreifend mit den politischen, gesellschaftlichen, philosophischen und spirituellen Dimensionen der menschlichen Natur auseinander. Insbesondere spürt sie den elementaren Kräften der weiblichen, aber auch der tierischen Existenz nach und verbindet diese mit den vitalistischen Prinzipien der Natur.
Die gesellschaftlichen Debatten der 1980er Jahre, vor allem solche wie die über AIDS und Tod, prägen ihre frühen Arbeiten. Später rücken feministische Themen, wie beispielsweise das Recht auf Abtreibung und die intensive Auseinandersetzung mit dem weiblichen Körper sowie biopolitische Fragestellungen in den Vordergrund. Anfang der 1990er Jahre beginnt sie, sich vermehrt mit der Natur als schützenswertem Raum sowie mit Fragestellungen zur Umwelt auseinanderzusetzen. Sie versteht hierbei jegliche Form des Lebens und die Natur als ein kosmisches Ganzes.
Tiere wie beispielsweise der Adler, die Schlange, der Wolf, das Rehkitz, Fledermäuse oder Nachtfalter und der Mensch – vorwiegend die Frau – werden zu zentralen Motiven. Der Zusammenklang von Mensch und Kreatur, als „Schicksalsgefährten“ verbunden, zeugt von einem symbiotisch harmonischen und sich gegenseitig bedingendem Miteinander, von geschützten, aber auch bedrohten Lebensräumen sowie von Sehnsucht und Trauer.
Dieses von Kiki Smith tief empfundene und künstlerisch variationsreich ausgeführte in der Welt sein ist unbestimmt zwischen göttlichen und irdischen Gefilden. Mythologische und märchenhafte Motive finden sich in ihren Jacquard-Tapisserien wieder, die in der Ausstellung im Arp Museum eine zentrale Rolle spielen. Zu ihrer zwölfteiligen Tapisserie-Serie wurde sie 1976 während einer Reise nach Angers in Frankreich inspiriert, als siedort die Tapisserien „Zyklus zur Apokalypse“ mit einer allegorischen Komposition der Visionen aus der Offenbarung des Johannes für sich entdeckte. Herzog Ludwig I. von Anjou ließ diese zwischen 1377 und 1382 für seine dortige Residenz anfertigen. Im Arp Museum werden neun ihrer eindrucksvollen, ca. 3 Meter hohen und 2 Meter breiten Bildwerke zu sehen sein.
Für die Künstlerin ist es bedeutsam, erstmals mit einer Ausstellung die Genese ihrer komplexen textilen Werke aufzuzeigen und sie in thematischen Zusammenhängen mit anderen Arbeiten zu präsentieren. Dazu gehören auch die Vorzeichnungen und Kartons, die als Vorlagen für die Herstellung der Bildteppiche dienten. Insgesamt werden auf 300 Quadratmetern rund 53 Arbeiten gezeigt: Skulpturen aus Holz, Feinsilber, Bronze, auch in Kombination mit Edelsteinen wie Amethyst, Peridot oder Zitronenquarz, Porzellan, Aluminium, klein- und großformatige Zeichnungen, Kupfertiefdrucke, Fotografien und Collagen. Die eindrucksvoll gestalteten farbigen Jacquard-Tapisserien aus Baumwolle sind teils mit Silberfäden durchwirkt, handbemalt und mit Blattgold versehen. Mit ihnen verlebendigt Kiki Smith auf poetische Art und Weise ihre ganz eigene Sicht auf die Welt. Sie kreiert eine Schöpfungsgeschichte in Bildfolgen. Pflanzen, Tiere, Gestirne, Flüsse und Meere sowie Adam und Eva als biblische Urfiguren sind miteinander verwoben. Im Zusammenspiel der Werke in unterschiedlichsten Medien entsteht so ein aufeinander bezogenes Geflecht, das uns den weitreichenden künstlerischen Kosmos von Kiki Smith vor Augen führt.
Ihre Werke berühren uns in besonderer Art und Weise, denn sie erschafft unversehrte Habitate, in denen ein friedliches Miteinander von Menschen und Tieren mit der sie umgebenden Natur möglich erscheint. Sie schürt mit diesen Bildentwürfen die menschliche Sehnsucht, im Einklang mit uns selbst zu leben.
Zu der Ausstellung erscheint ein Katalog (deutsch/englisch).
Jutta Mattern
Kuratorin im Arp Museum Bahnhof Rolandseck
Meike Eiberger
Ausstellungsassistenz