17.08.2020

Neu bei Kupido: Jaime Begazo, Die Zeugen

Pressekontakt: Ruth Eising | +49.(0)228.25987582 | +49.(0)160.1564308 | r.eising@re-book.de

Jaime Begazo begegnet in seinem prämierten Kurzroman Die Zeugen dem Autor, den man seit Jahrzehnten für den Inbegriff der Literatur hält: Jorge Luis Borges. Eigentlich ein Sakrileg, macht er sich auf, die Erzählung Emma Zunz aus Borges’ Das Aleph neu zu schreiben.

Begazo erzählt uns eine Begegnung mit dem gealterten Borges in Genf, wie Borges die üblichen Fragen an ihn pariert, bis Begazo sein Alter Ego ein Detail aus Emma Zunz ansprechen lässt, einer der kunstvollsten Parabeln der Literatur. Begazo und sein Alter Ego erweisen sich als aufmerksame Leser par excellence und wir hören aus dem Munde des Meisters selbst, wie er seine Parabel aufschnürt, in seine Erinnerungen an das Buenos Aires des Jahres 1922 eintaucht und in die Labyrinthe seiner Werke zurückkehrt.

Borges entfacht vor dem staunenden Zuhörer die Glut der wahren Erzählung, die unerhörte Geschichte dahinter, die nur einem Zweck dient: der Rehabilitation Emma Zunz’ – und seiner eigenen.

Ob als Erzählung, Novelle, Kurzroman oder Krimi, wie auch immer man Die Zeugen liest, Jaime Begazo erteilt seinen Lesern eine Lektion in Literatur, die des Meisters würdig ist.

Originaltitel: Los testigos, Editorial Corts, 2005

Aus dem peruanischen Spanisch von Frank Henseleit.

Jaime Begazo
Die Zeugen
Erscheint am 30. August 2020
120 Seiten, gebunden, mit Schutzumschlag
€ 18,80 (D) | 19,80 (A)
ISBN 978-3-96675-086-8
Kupido Verlag, Köln

Biographische Informationen:

Jaime Begazo, 1957 in Lima, Peru, geboren, lebt in Mamaroneck, NY. Er ist das Beispiel des hochtalentierten, produktiven Erzählers, der Anerkennung in seiner Landessprache findet, die als literarische Sprache in den USA kaum wahrgenommen wird, ein Dilemma und eine Herausforderung der ersten Übersetzung. "Zu Recht stellt sich Begazo stilistisch neben Jorge Luis Borges und Gabriel Garía Márquez", befindet der Diario de Mallorca.

Für Los testigos (Die Zeugen) erhielt Jaime Begazo 2005 den XIII Premio Juan March Cencillo für Kurzroman.

Zuletzt erschienen Nieve en Madrid und La Frontera.

Der Übersetzer Frank Henseleit, geboren 1964 in Dortmund, ist Autor und Verleger. Er übersetzt aus dem Spanischen, Portugiesischen und Katalanischen, u.a. Manuel Chaves Nogales, Blai Bonet, Jorge Luis Borges, Fernando Pessoa, Mário de Sá-Carneiro.

Textprobe:

Das letzte Mal sah ich Borges Mitte April 1986 in seinem Apartment in Genf, zwei Monate vor seinem Tod. Eine Woche zuvor hatte ich ihn angerufen. Ich wollte ein Treffen vereinbaren. Etwas Entscheidendes war mir in einer seiner frühen Erzählungen aufgefallen. María Kodama, seine ihn stets umsorgende Frau, erklärte mir, dass er sich von einer kleinen Erkältung erhole, willigte aber ein, als sie meinen Grund erfuhr. "Er würde sich gern am folgenden Wochenende mit Ihnen unterhalten. Passt Ihnen Samstag am frühen Abend?", fragte sie mich. Es war ein offenes Geheimnis, dass Borges keinen Besuch mehr empfing, seit sich sein Gesundheitszustand deutlich verschlechtert hatte. Deshalb überraschte es mich, dass sie das Treffen so schnell anberaumte. Dann sagte sie noch, dass sie ihm erst vor wenigen Tagen einen meiner Artikel über die neueste Ausgabe seiner Gesammelten Werke vorgelesen habe, leider ohne darauf einzugehen, ob ihm die Ausführungen gefallen hatten oder nicht. Das Entscheidende war, dass er bereit war, mich zu empfangen.

Der neu gegründete Kupido Verlag
Kupido stellt dem deutschsprachigen Publikum bibliophile Ausgaben moderner, postmoderner und zeitgenössischer Autor*innen in deutschen Erst- und Neuübersetzungen sowie zweisprachigen Ausgaben vor.
Zu Kupidos Portfolio gehören u.a. Blai Bonet, Jaime Begazo, Fernando Pessoa, Gabriel García Márquez, Gonçalo M. Tavares, Lawrence Ferlinghetti – Autoren, die man schwer unter einen Hut bekommt, die jedoch für eines stehen: die Kunst des Erzählens.
Als jeweils auf mehrere Jahre angelegte Projekte gibt KUPIDO die Werke und Briefe des portugiesischen Modernisten Mário de Sá-Carneiro, das erst um 2000 entdeckte Œuvre des spanischen Journalisten und Schriftstellers Manuel Chaves Nogales sowie die Travelogues der ukrainischen Autorin und Ethnografin Sofia Jablonska heraus.