25.06.2020
Alemannischer Literaturpreis für Limmat-Autor Christoph Keller
Heute, am 25. Juni, wurde dem Autor Christoph Keller der Alemannische Literaturpreis 2020 für sein Buch Der Boden unter den Füssen verliehen. Der Alemannische Literaturpreis wird in dreijährigem Turnus vergeben und ist mit 10.000 Euro dotiert. Wir freuen uns mit dem Limmat Verlag sehr über diesen verdienten Erfolg dieses Romans, den die Jury als "meisterhafte Annäherung an die drängenden Fragen unserer Zeit" lobt, und gratulieren dem Autor ganz herzlich!
Christoph Kellers Roman handelt von Lion, einem fast schon legendären Brückenbauer, dem eine Brücke eingestürzt ist. Das hat zwölf Leben gekostet, und auch wenn ihn keiner anklagt, einfach weitermachen will er nicht. Lieber unternimmt er ausgedehnte Wanderungen in seinem Garten, auf dass er sich selbst und auch unserer geschundenen Welt auf die Spur komme.
Und siehe, immer öfter erscheinen Menschen im Garten. Gleich zu Beginn ist da Andri, der schlitzohrige Nachbarjunge, der verkündet, seine Mutter sei verschwunden. Wo denn? Im Garten natürlich. Was aber will der Junge wirklich? Nun, Lion, immer schon ein bisschen in Andris Mutter verknallt, macht sich auf die Suche im Garten – und wundert sich schon bald nicht mehr, dass dieser mit jedem seiner Schritte grösser wird. Sogar dann, wenn er mit seiner Partnerin und Ökobestsellerautorin am Gartentisch Wein trinkt. Dabei gerät auch die Zeit immer mehr aus den Fugen und saugt Lion hinein in das wahre Wesen und das Wunder der Natur. Bis er glaubt, den Boden unter den Füssen wieder gefunden zu haben.
Aus der Begründung der Jury:
"Der erfolgreiche Brückenbauer Lion beginnt, am Sinn seiner Arbeit zu zweifeln, als beim Einsturz seiner zuletzt fertiggestellten Konstruktion neun Menschen sterben müssen. [...] In surrealistischen Szenen durchlebt Lion die Läuterung nach seinem persönlichen Weltuntergang traumwandlerisch als Metapher einer globalen Apokalypse im Sinne einer großen Entschleierung. Konsequent verweigert er sich dabei einfachen Antworten und eindimensionalen Charakterbildern. Seine Figuren erweisen sich am Ende als ebenso brüchig wie der nur scheinbar feste Boden unter unseren Füßen. Für diese sprachlich und kompositorisch meisterhafte Annäherung an die drängenden Fragen unserer Zeit gebührt Christoph Keller nach Auffassung der Jury der Alemannische Literaturpreis 2020."
Biographie
Christoph Keller, 1963 in St. Gallen geboren, ist der Autor zahlreicher preisgekrönter Romane. Keller, der ausführlich über zeitgenössische russische Literatur geschrieben hat, publizierte die Essay-Sammlung Herumstreunende Bären unter dem Höllenhimmel und gab zwei Anthologien russischer Erzählungen heraus. Sein Theaterstück Ballerina wurde 2004 anlässlich einer Woche, die seinem Schaffen gewidmet wurde, in Bregenz uraufgeführt. Darüber hinaus ist er zusammen mit Heinrich Kuhn Teil des Autorenteams Keller+Kuhn, das drei Romane veröffentlicht und zuletzt den Band Kürzesterzählungen Alles Übrige ergibt sich von selbst herausgegeben hat. Seine auf Englisch geschriebenen Erzählungen erschienen u. a. in Paris Review, Absinthe, Fail Better, The Means, Gobshite, Sand und Quadrant. Kellers Photographien, fester Teil seiner zuletzt erschienenen Bücher, wurden in New York in zwei Ausstellungen in der Galerie art101 gezeigt. Ab 2019 erscheint die von ihm betreute zweisprachige Bangla American Poets Series in Indien (Santiniketan, West Bengal). Christoph Keller lebt in St. Gallen.